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środa, 07 październik 1998 20:30

Über die Ehre, die Leidenschaften und die Harten Menschen

Napisane przez Tomasz Cichoń
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Stasiuk hält Distanz. Und er fährt gut damit. Er sieht und schildert ganz einfach. Na ja, vielleicht nicht ganz bis zu Ende - aber mehr oder weniger. In den Opowieści galicyjskie (Galiziengeschichten) ist etwas, das es im allgemeinen in der zeitgenössischen polnischen Prosa nicht gibt. In den Opowieści galicyjskie ist Stimmung. Ich habe den Eindruck, daß etliche Leser bei jenem Klima vielleicht an Marek Hłasko denken. Mir persönlich geht es so.

Stasiuk hält Distanz. Und er fährt gut damit. Er sieht und schildert ganz einfach. Na ja, vielleicht nicht ganz bis zu Ende - aber mehr oder weniger. In den Opowieści galicyjskie (Galiziengeschichten) ist etwas, das es im allgemeinen in der zeitgenössischen polnischen Prosa nicht gibt. In den Opowieści galicyjskie ist Stimmung. Ich habe den Eindruck, daß etliche Leser bei jenem Klima vielleicht an Marek Hłasko denken. Mir persönlich geht es so. Ich denke an seine Erzählung Następny do raju (Der Nächste zum Paradies), und noch mehr an deren Filmversion Baza ludzi umarłych (Stützpunkt der Verstorbenen). Aber das macht nichts. In heutigen Zeiten läßt beinah alles an alles denken.

Stasiuk vermittelt die Vision einer Landschaft, die - so hab ich den Eindruck - nicht existiert. Das heißt, damit das auch ganz klar ist: sicher ist das so ein - wohl schon mythischer - letzter Autobus nach Dukla, und der letzte Traktorist einer LPG, und vielleicht hält ja sogar der Gipfel der Cergowa manchmal den Himmel über den Beskiden, und vielleicht hat irgendwann einmal irgendein Kościejny irgendwem die Kehle durchgeschnitten. Bestimmt gibt es das alles irgendwo dort...

Stasiuk vermittelt die Vision einer Landschaft, die nicht existiert, denn er, ersinnt wie ein junger Poet, Balladen und Romanzen, in denen das Böse bestraft werden muß und das Gute triumphiert. Wo die Undinen in den Wasserfluten plätschern.
Und wie man weiß, sind solche Sagen aus der Gemeinde nicht immer vollständig echt.

Doch was gibt's da viel zu reden, der Einsame Mann aus dem Dorf Czarne spinnt seine Balladen überaus wundervoll!
Denn er weiß, worüber er schreibt. Er schreibt über das, was die Leser seit Jahrhunderten interessiert. Er schreibt über Verbrechen. Und über die Strafe schreibt er. Und über Ehebruch. Und über die ewig umherirrende Seele eines Verdammten, der noch auf Erden Vergebung braucht für seine Sünden. Ich werde mich hier nicht auslassen über die anderwärts fesselnden interpretatorischen Zwischentexte - wie zum Beispiel, daß Rudy Sierżant [Feldwebel] der Mittler Hermes ist, daß der Pfarrer aus Żłobiska einen geistigen Patron im Zauberer aus der Ahnenfeier, Teil II, hat, daß die Kneipengänger - Janek, Babka, Zalatywój, Lewandowski - im Grunde genommen Hirtinnen und Hirtenmädchen sind, und Kościejny ist ein Geist der vierten Gattung, noch schlimmer als der Böse Herr aus dem Werk von Adam Mickiewicz. Nein, ich werde mich nicht darüber verbreiten, denn jeder Leser wird diese Offensichtlichkeiten - auch ohne meine Hilfe - alsbald herausgefunden haben. Man braucht sich nur hinzusetzen und zu lesen!

Allein schon die Erzählung über Maryśka - die Nymphe-Hexe-Leichtlebige ist ganz un-glaub-lich!!!
Und ich möchte auch noch sagen, daß der Autor von Mury Hebronu (Mauern Hebrons) kein zeitgenössischer Schriftsteller ist, was auf eine gewisse Weise immer klarer wird. Diejenigen irren sich, die über den Verfasser des Weißen Raben als über einen Schriftsteller schreiben, der über die Gegenwart schreibt. Diese Bücher sind zeitlos. Sie beschreiben längst beschriebene Historien. Und in dieser Dimension ist der Autor der Wiersze miłosne i nie (Liebesgedichte und auch wieder nicht), das muß man - pfui - sagen: ein Postmoderner. Die in diesen Geschichten geschilderten Begebnisse können ebensogut heute als zeitgenössische Prosa angesehen werden, wie das für ein halbes Jahrhundert zuvor gegolten hätte. Oder auch hundert Jahre zuvor. Denn der Autor der Opowieści galicyjskie aktualisiert durch Requisiten.

Das ist durchaus kein Tadel. Meiner Meinung nach ist das ein Vorzug. Stasiuks Requisitenzauber ist, ich will es mal in Bachelardscher Weise sagen, sehr sichtbar im Komplex des Ausstellungsraums, den er sich geholt hat. In den Opowieści galicyjskie lesen wir:
"Der Regenbogen des Schaufensters schickt ein hartes, entschlossenes Licht aus, in dem sich Beschwörungen in unverständlicher Sprache erheben.

Die Farbe Weiß - Similac Isomil - das ist Reinheit, Freude, Unschuld und ewiger Ruhm, das ist die Farbe von Christi Gewändern auf dem Berge Tabor, der Byssus aus dem Tempel des Salomo. Himmelblau - Blue Ocean Deodorant - das ist die Farbe der Muttergottes, des Firmaments, und bedeutet wie das Weiß Makellosigkeit. [...] Schwarz - John Players Stuyvesant - ist der Tod, die Trauer, die Betrübnis und die Versöhnung, aber auch Weltverachtung, Abwehr, Finsternisse, die nur eine übernatürliche Helligkeit zerstreuen kann. [...] Ein rechteckiges Mandala steckt in dem graubraunen Raum zwischen der düsteren Kneipe und dem Anger und als Fenster auf die andere Seite des Seins läßt es in die Geheimnisse der Zukunft blicken, seine Lage beschreiben und den Weg in die Befreiung wählen.

Nun also stehen die alten Frauen und die Kinderschar vor der Landkarte der neuen Welt, deren Kontinente man geordnet hat nach den Bedürfnissen der einzelnen Körperteile, nach Gelüsten und Geschmäcken. Hier dominieren die eindeutigen Farben. Kein Platz für die Phantasie. Weder die Zeit noch das veränderliche Licht, auch nicht eine Laune der Natur können dem etwas anhaben. Nicht ausgeschlossen, daß das neue Jerusalem schon unterwegs ist."
Und im Weißen Raben heißt es:
"Die Kinder erkannten als erste das Gelände als ungefährlich. Dunkelhaarig, großäugig, drängte sich die kleine Schar vor dem Buffet, und während sie halblaut über etwas debattierten, fuhren sie mit den Fingern über das Glas der Vitrine, wo all die Donald Ducks, Hollywoods und Spermints wie bunter Abfall lagen, wie Steinchen zu einem Mosaik, mit denen niemand irgendein Bild zu legen imstande war."
Was das bedeutet? Ich weiß es nicht. Dazu bedarf es wohl der Psychoanalyse. Doch so dünn ist bei Stasiuk vor allem die Schicht des Zeitgenössischen.
Doch das Buch, das muß man gestehen, ist als Ganzes gesehen einfach schön. Und wohl das bisher beste Stück Stasiukschen Schreibens.

Andrzej Stasiuk: Opowieści galicyjskie (Galiziengeschichten). Kraków: "Znak" 1995.

Aus dem Polnischen von Karin Wolff

acichTomasz Cichoń - geb. 1970. Absolvent der Polonistik an der Schlesischen Universität. Literaturkritiker, Mitglied der Kulturredaktion der Warschauer Tagesblatt "Życie". In "FA-art" veröffentlichte er Erzählungen.

Die literarische Vierteljahreszeitschrift "FA-art" wurde 1988 von einer Studentengruppe gegründet, die mit dem schlesischen Kreis der pazifistischen Bewegung Wolność i Pokój (Freiheit und Frieden) verbunden war. Anfangs erschien die Zeitschrift im sog. zweiten Umlauf, d.h. außerhalb der Zensur. Ein Jahr später übernahm Cezary Konrad Kęder die Redaktion und die Titelrechte. Er gab der Zeitschrift ihre eindeutig literarische Richtung, auch wenn Literatur schon im ersten Heft ein wichtiges Thema war.
    Der Systemwechsel in Polen, der mit den Wahlen vom 4. Juni 1989 einsetzte, war für das literarische Leben von großer Bedeutung. Die Aufhebung der Zensur, Änderungen der Rechtslage, die Unbeweglichkeit staatlicher Verlage, die auf einmal ihrer Subventionen beraubt waren, der Untergang des Monopolisten im Buchvertrieb, das Ende vieler staatlich subventionierter Zeitschriften - all das förderte die Entstehung neuer literarischer Institutionen. Um so mehr, als es nur wenige der Verlage und Zeitschriften, die mit der Opposition der achtziger Jahre verbunden waren, schafften, sich unter den neuen Bedingungen institutionell anzupassen. Am besten kamen die Neulinge zurecht, die im ganzen Land Zeitschriften ins Leben riefen und dabei häufig von den lokalen Behörden finanziell unterstützt wurden. Eine wichtige Rolle spielte auch die stereotype Erwartung, daß die gesellschaftlichen oder politischen Veränderungen auch Veränderungen des literarischen und künstlerischen Lebens begünstigen würden. Sowohl die Kritik als auch das Publikum zeigte Interesse an den Debütanten, und suchte bei ihnen den Beleg für die Wende in der Literatur, die wiederum eine Bestätigung für die politische Zäsur sein sollte.
    Die wichtigste Rolle in der jüngsten polnischen Literatur spielten die generationsspezifischen Zeitschriften, die bereits Mitte der achtziger Jahre entstanden waren und schon bald ihr jeweils eigenes Profil entwickelten, auch wenn sie damals noch im zweiten Umlauf erschienen ("bruLion" aus Krakau und - weniger ausgeprägt - "Czas Kultury" aus Posen). "FA-art" war zu diesem Zeitpunkt nur eine von den vielen studentischen Literaturzeitschriften mit einem nicht allzu großen Wirkungskreis. Bis 1992 gelang es, gerade fünf bescheidene Nummern mit literarischen bzw. kritischen Texten herauszugeben. Finanziert wurden sie überwiegend von den Redakteuren selbst. Aber gerade in diesen Jahren bildete sich das Redaktionsteam und das Programm der Zeitschrift heraus. Seit 1992 erscheint "FA-art" nun regelmäßig.
    Das erste Heft, das auf größeres Interesse stieß, war wohl die Doppelnummer 2/3 von 1993 (12/13). Außer Cezary K. Kęder waren damals in der Redaktion: Marcin Herich, Stanisław Mutz und Krzysztof Uniłowski. Zu den engsten Mitarbeitern gehörten Piotr Czakański-Sporek und Dariusz Nowacki. "FA-art" betonte seine Besonderheit durch einen spezifischen Programmcharakter. Sehr schnell wurde bemerkt, daß es unter all den neuen Literaturzeitschriften, die Zeitschrift mit dem deutlichsten und konsequentesten Profil war, und das, obwohl die Redaktion nie ein Programm oder Manifest sensu stricto vorgestellt hat. Das war auch überhaupt nicht nötig! Das "Programm" war ein Ergebnis des Treffens einer Gruppe von Debütanten, die sich hervorragend verstanden. Es verbanden sie Sympathie und Interesse und sie ergänzten sich gegenseitig hervorragend.
    Eine Eigenheit der Zeitschrift war die starke Akzentuierung der Literaturkritik. Das war kein Zufall. Die Verbindungen zur Polonistik an der Schlesischen Universität waren immer sehr stark, wenn auch nie formaler Natur. Während die jungliterarische Kritik (wir nennen sie "jungliterarisch", wobei man unbedingt hinzufügen muß, daß es in den neunziger Jahren in Polen gar keine andere gab) durch eine personenbezogene Einstellung geprägt war, und ihr Diskurs in der Regel einen impressiven und intimen Charakter besaß, schlug "FA-art" die analytische Option vor, indem sie die Tradition des Strukturalismus mit den postmodernistischen Sympathien in Einklang zu bringen suchte. Auch das war etwas Neues. Die Postmoderne wurde in Polen erst in den neunziger Jahren zum Thema. In der Regel jedoch - sagen wir es euphemistisch - war man weder dem Begriff noch der Erscheinung selbst zugeneigt.     In der Symphatie für den Postmodernismus glaubt man gewöhnlich die eigentliche Besonderheit der Zeitschrift zu finden. Man muß klar sagen, daß dies keine zufällige Wahl oder gar Mode war (zur Mode wurde in Polen dagegen die Kritik am Postmodernismus - am häufigsten in feuilletonistischer Manier betrieben). Schlesien war höchstwahrscheinlich die einzige Region in Polen, wo eine Zeitschrift wie "FA-art" entstehen konnte. Schlesien hat selbst keine größeren literarischen Traditionen und bildet - infolge der langjährigen Innenmigrationen - in gesellschaftlich-kultureller Hinsicht einen spezifischen, inkohärenten Wirrwarr, in wirtschaftlicher Hinsicht aber wurde es für die Moderne… zum Denkmal. Schlesien hat auch eine administrative Eigenheit - die Grenzen zwischen den Städten sind gänzlich verwischt, sogar Kattowitz läßt sich schwer als kulturell-wirtschaftliches Zentrum der Region bezeichnen und ließe sich vortrefflich mit der Wurzelstock-Metapher beschreiben. An Paradoxen mangelt es hier nicht: Den heute wirtschaftlich und kulturell integralen Teil von Schlesien bildet das Dąbrowskie-Becken, das einmal zum russischen Teilungsgebiet gehört hat und seine eigene kulturelle Spezifik sowie andere politische Traditionen besitzt. "FA-art" konnte zwischen einer regionalistischen und einer postmodernistischen Option wählen. Es sollte nicht verwundern, daß die Entscheidung intuitiv auf die zweite fiel, da es in der Sprache (im Polnischen oder in der Mundart) nicht einmal ein Wort gibt, mit dem die Identität der Mehrheit der Redaktionsmitglieder bezeichnet werden könnte. Wir sind keine Schlesier, aber wir sind auch keine Zugezogenen, keine "gorole" - wie die Schlesier die zugewanderte Bevölkerung nennen.
    Währenddessen erfreut sich im literarischen Leben Polens der neunziger Jahre aber gerade der Regionalismus einer besonderen Gunst - in der Regel handelt es sich dabei um einen proeuropäischen Regionalismus (dieVision von einem Europa der Heimatländer), der die Vorteile der Vielfältigkeit betont, und den Dialog der Kulturen und lokalen Traditionen befürwortet. Wenn "FA-art" dieser Option in gewissem Sinne polemisch gegenübersteht, dann liegt das am kritischen Verhältnis zum Begriff der Identität, die eine metaphysische Beziehung zwischen dem "Ich" und dem Sein, sowie dem Sein, dem Ort und der Wahrheit herstellt. Daher stehen wir der sog. "Heimatliteratur", die nach Meinung vieler Kritiker die bedeutendste literarische Strömung in der polnischen Literatur der neunziger Jahre darstellt, skeptisch gegenüber.
    Um die Mitte der siebziger Jahre machte sich im polnischen literarischen Leben eine Abkehr von den neuen (neoavangardistischen) Tendenzen bemerkbar. Das Ansehen solcher Dichter wie Czesław Miłosz, Zbigniew Herbert oder Tadeusz Konwicki wuchs auf Kosten der Popularität von Autoren wie z.B. Tadeusz Różewicz. Im Fieber der politisch-kulturellen Debatten der achtziger Jahre wurden Schriftsteller mit innovatorischen Ambitionen ziemlich abwertend als "Soz-Parnassianer" bezeichnet. Niemand stellte ihren künstlerischen oder intellektuellen Rang in Frage, sie wurden jedoch als veraltet verworfen und in die Literaturgeschichtsbücher verbannt. Die Debütanten der neunziger Jahre, die generell das im Jahrzehnt zuvor geltende Verständnis von dem, was Literatur zu leisten habe, ablehnten, suchten ihre Meister und Schutzherren unter den fremden Schriftstellern (wie z.B. Lyriker der New Yorker Schule, vor allem Frank O’Hara). Wir erinnerten in unserer Zeitschrift dagegen an die Leistungen der größten Vertreter der polnischen neoavangardistischen Literatur - an Tymoteusz Karpowicz, Witold Wirpsza, Miron Białoszewski, Teodor Parnicki… Wenn man in der Geschichte der polnischen Literatur weitergeht, stellen sich die meisten meiner Zeitgenossen an die Seite von Bruno Schulz (Renaissance der mythographischen Prosa), wir dagegen - an die Seite von Witold Gombrowicz. Die Literaturkritik nahm die Debüts der siebziger und achtziger Jahre, deren Autoren sich bemühten, avangardistische literarische Strategien zu entwickeln, sehr ungnädig auf. Diese Wertung aus der gar nicht fernen Vergangenheit wurde von unseren Zeitgenossen in der Regel übernommen. Umso mehr, als es dadurch leichter ist, sich selbst als etwas ganz Besonderes darzustellen. Und wieder, "FA-art" erinnert gerne an die damaligen Werke (von denen manche schon postmoderne Züge tragen), ohne den allgemeinen - vorgetäuschten oder echten - Gedächtnisschwund hinsichtlich der jüngsten Literatur zu akzeptieren, und ohne sich mit der großen These von dem "schwarzen Loch in der polnischen Prosa der achtziger Jahre" einverstanden zu erklären.
    Es sollte also nicht verwundern, daß die Zeitschrift - obwohl sie mit ihrer Geschichte selbst zum Phänomen der 60er-Generation gehört - den Leistungen ihrer Altersgenossen gegenüber eine kritische Distanz wahrt. In unseren Spalten haben wir mit der These einer ästhetischen Zäsur des Jahres 1989 polemisiert. Genauso stellten wir auch die Überzeugung in Frage, die "Jungen" unterschieden sich von ihren Vorgängern, indem sie neue Qualitäten anbieten oder neue literarische Erscheinungen anregen würden.
    Es war das große Glück von "FA-art", daß sich unter den Redakteuren und Mitarbeitern der Zeitschrift auch ein paar begabte Kritiker befanden. Sie wußten die neuen methodologischen Impulse zu nutzen, und für einen erkennbar eigenen Stil und unabhängige Urteile in ihren Texten zu sorgen. Parallel zum Auftritt der Debütanten in den neunziger Jahren gab es glücklicherweise eine interessante Bewegung in der Literaturkritik. "FA-art" spielte dabei eine beachtliche Rolle und zog im Laufe der Zeit auch Autoren an sich, die sonst mit anderen Titeln und anderen Kreisen verbunden waren; und zwar sowohl Kritiker als auch Lyriker oder Prosaiker.
    Die vorliegende Ausgabe unserer Vierteljahreszeitschrift bringt eine Auswahl der literarischen und literaturkritischen Texte, die zum großen Teil schon einmal bei uns publiziert wurden. Einer möglichst großen Verständlichkeit zuliebe, haben wir sie z.T. etwas gekürzt. "FA-art" hat den Ruf, eine ehrgeizige und schwierige Zeitschrift zu sein. 1996 verglich Arkadiusz Bagłajewski, Chefredakteur der Lubliner Vierteljahreszeitschrift "Kresy", unsere Zeitschrift mit der angesehenen, literaturwissenschaftlichen Fachzeitschrift "Teksty Drugie", die vom Institut für Literaturwissenschaften der Polnischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben wird. Nun, wenn in dem Vergleich ein bißchen Wahrheit steckt, ist das für uns ein Kompliment. Man muß auch gleich hinzufügen, daß ein Vergleich mit den "jungliterarischen" Zeitschriften, die dem Ethos und der Poetik der art-zin entstammen, ebenfalls möglich wäre. Allem Anschein zum Trotz kann man - so hoffen wir - das Akademische mit der Gegenkultur verbinden. In Zeiten der Massenkultur ist so eine Verbindung vielleicht sogar ganz natürlich.
    Ist "FA-art" eine schwierige Zeitschrift? Nein, wir betreiben keine l’art pour l‘art - das, was Kritiker der Zeitschrift als elitäre Züge einstufen, ist schlicht das Ergebnis einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den besprochenen Problemen und kommentierten Büchern, resultiert aus dem Mißtrauen und Widerwillen gegen triviale, publizistische Vereinfachungen. Dabei vergessen wir nicht, daß die Literatur und das Schreiben über die Literatur auch eine Unterhaltungsfunktion haben.
    Das Heft, das Sie in Händen halten, wurde so vorbereitet, daß es in seinem literarischen und kritischen Charakter, in seiner Redaktion und graphischen Gestaltung das Profil unserer Zeitung widerspiegelt. Zugleich wollten wir die nach unserer Meinung wichtigen literarischen Erscheinungen und Debatten der letzten Jahre vorstellen. Aus diesem Grund drucken wir in einigen Fällen (mit der freundlichen Erlaubnis unserer Freunde und Mitarbeiter) Texte, die zuvor in anderen Zeitschriften erschienen sind.
    Außerdem stellen wir einige Prosatexte in Auszügen vor, die entweder von unserer Zeitschrift veröffentlicht oder dort ausführlich besprochen und empfohlen wurden. Wir hoffen, daß diese Publikation dazu beiträgt, das Bild von der jüngsten polnischen Literatur zu vervollständigen, und es den interessierten Lesern ermöglicht, Einblicke in Charakter und Klima des polnischen literarischen Lebens zu gewinnen.
Czytany 12293 razy Ostatnio zmieniany poniedziałek, 19 październik 2015 22:13

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