środa, 07 październik 1998 20:30

Gedichte

Napisane przez Adam Kaczanowski
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(C)opyright Andrzej Tobis (C)opyright Andrzej Tobis

„das erste Gedicht schrieb ich / 1992 für mein Mädchen / über den Wald den Mond über sie also / ich bin schwul” (Aus dem Polnischen von Bettina Eberspächer)

den Frauen

das erste Gedicht schrieb ich
1992 für mein Mädchen
über den Wald den Mond über sie also
ich bin schwul

fremde Gedichte lese ich fast überhaupt nicht
weil sie fremd sind meine müssen meine sein
ich lese Romane weil ich keine schreibe
ich bin hetero habe Aids

ich glaube das war keine Frage der Inspiration
ich glaube nicht an die Inspiration nur an die Beherrschung
der Kunst des wahren Schreibens auf der Maschine
ich bin bisexuell

Rebellion interessiert mich nicht denn ich habe nichts wogegen
ich rebellieren könnte niemand stört mich besonders
ich lebe wie ich will aber es ist nicht nur mein Leben
ich bin pädophil

ich weiß nicht warum die Leute mich lesen
das geht mich nichts an eigentlich würde ich ohne
die Leute auch Gedichte schreiben
ich bin unberührt

das ist nett daß so viele Damen und Herren gekommen sind
daß so viele Leute mich verstehen

das Gedicht widme ich Joanna Kwapińska
und Kacper Lisowski gemeinsam

26.6.1995

* * *

ich trinke kein
Pepsi
7up
Fanta
Mirinda
Cola
lebe ich
eigentlich
noch,

10.11.94

14.11.1997

ich möchte
Frauen die nicht lügen
und daß sie mich nicht
länger quälen
und daß alle
Kirchen
und Fabriken
einreißen
und die Götter lieben
in Pyjamas und nackt
längere Nächte
und daß
die Vögel in Ruhe fliegen können
genauso die Bäume
und die Wohnblocks nicht mehr
zertreten was sich gerade bietet
das habe ich nicht
also das alles zusammen
oder
sechs Milliarden im Lotto
in beiden Fällen
werde ich glücklich sein.

14.11.94

Enzephalogramm

Kleine bewegliche Spielzeuge haben auf deiner Haut
unter den Pullovern und darauf fallen, Schnee fällt
Auf Reisen gehen hinter dir und vor dir
und auf dich herabfallen wie müder magerer Schnee
auf deinen Hals fällt
Dich hören und auf deinen Worten wachsen
wie Moos

Menschen fallen.
Eine alte Frau stolpert auf den Ebenen
der Straßenbahnschienen eine Herde umgibt sie
beugt sich über das Grab und hebt sie auf.
Ein Mann mittleren Alters fällt
stürzt auf die Stufen als die Straßenbahn
scharf bremst, fliegt und versinkt wie
ein Embryo in einem nicht angepaßten Ort aber
die Herde beugt sich nieder und hebt ihn auf.

Hinter dir und vor dir
dein Batman sein, verwundet an der Ferse
ein goldener Kamm sein im Fluß der Alligatoren
und die Alpengipfel den Verfolgern unter die Füße.
Schnee sein und auf deinem Haar schmelzen.
Als dein Mann und deine Frau
dich nicht enträtseln wie man eine
Patience nicht löst, dich nur öffnen
wie Batmans alter Diener
eine Karte nach der anderen.

der beste Kriegsfilm den ich je gesehen habe

Soldaten – Deutsche, die zu den Fenstern
des Hauses liefen zu dritt zu viert und als würden sie
einen Schneeball verabschieden, warfen sie Granaten hinein
die explodierten wie 43 bei den Wettkämpfen in Weißrußland,
ich dachte an Dinge aus der Kindheit,
derer sich später unter vier Augen bestimmt jeder von uns
schämen wird deren Geschmack sich aber in uns bewegte
wie Haspelräder

Siebenmeilenstiefel das sind sieben Millionen Paar Füße
den Soldaten – Deutschen die durch den Wald gehen

dann gingen wir wieder nach Hause, atemlos von all dem
du gingst ins Bett und ich ging ins Bad,
und zum erstenmal war unser
domestizierter Schmetterling wer weiß woher nicht mehr da,
von dem du sagtest, er sehe aus wie ein indianisches Band,
er hielt sich stets an der Decke,
und ich beschloß, dich zu fragen, ob du denn etwas mit ihm gemacht hast,
DENN ES IST MIR ALS SPERRTE ICH NACHTS EINE KATZE EIN
UND FÄNDE AM MORGEN NUR NOCH DEN LEEREN KARTON

Noch ein Beweis,
daß sich alles hier verändert
wie unsere Streiterei und Rückkehr zu uns selbst.


* * *

das haus in das du mich einließest das
sind schuhe wie laternen aus silbernem
stoff abwaschbare sonne auf der tür
zum balkon orangefarben und viele gestalten
im gedächtnis bewahrt mit dem graphischen
fotoapparat trés croquante marokkanische augen
mädchen mit sehr schönen augen und ein tauber
ausgetrunkener milchbecher ein plakat von peter grienäwey
er ging nach rom und traf dort um den bauch herum
seine eltern

in dem haus in dem ich schlafe eben erwacht bin
gehe ich die post suchen um
patrizia und den blonden in meiner situation zu finden
der blonde pawlak 40/5 grüße auch an
bruder und hund patrizia 134/16 und an boris

durchs fenster
des hauses in das du mich einließest und in dem ich jetzt schlief
fotosynthese betreibende wohnblocks für menschen
und betonbäume für schwarze tiere
wenn sie in dein fenster schauen sehen sie mich zum ersten mal

adam f kaczanowski geb. 10.12.1976 von einer polnischen mutter
und einem deutschen großvater in poznań in der nähe des friedhofs
du schläfst noch
warschau 24.06.1995

Aus dem Polnischen von Bettina Eberspächer

akaczanAdam Kaczanowski - geb. 1976. Lyriker, Prosaiker und Amateur-Filmregisseur. Seine Gedichte wurden in vielen angesehenen Literaturzeitschriften veröffentlicht. Autor des poetischen Flugblatte Czarna skrzynka (Der schwarze Kasten), Katowice 1997. Gewann den 1. Preis in der Kategorie Spielfilme beim polnischen Wettbewerb der Amateurfilme (Ogólnopolski Konkurs Filmów Amatorskich OKFA 1998). In seinem Werk entblößt er die klischeehafte Sprache und kompromitiert intellektuelle Stereotypen. Er macht sich über die Schlagworte und Moden (auch die literarischen der Lyriker seiner Generation) lustig. Sein letztes Werk, der postmodernistische Roman Filipińscy uzdrowiciele (Philippinische Heilpraktiker), ist im Druck. Lebt in Posen.

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