Sondernummer 1998 (23)
Die literarische Vierteljahreszeitschrift "FA-art" wurde 1988 von einer Studentengruppe gegründet, die mit dem schlesischen Kreis der pazifistischen Bewegung Wolność i Pokój (Freiheit und Frieden) verbunden war. Anfangs erschien die Zeitschrift im sog. zweiten Umlauf, d.h. außerhalb der Zensur. Ein Jahr später übernahm Cezary Konrad Kęder die Redaktion und die Titelrechte. Er gab der Zeitschrift ihre eindeutig literarische Richtung, auch wenn Literatur schon im ersten Heft ein wichtiges Thema war.
Das Erbe der Zeitschrift "bruLion"
Napisane przez Przemysław CzaplińskiIch habe das Thema so formuliert, daß ich nicht nur ein paar Worte über die Geschichte der Zeitschrift "bruLion" sagen kann, sondern auch über ihre Bedeutung, ihren Stellenwert und die sowohl in der Zeitschrift praktizierten als auch den Lesern angebotenen Formen der Beteiligung an der Kultur. Mit anderen Worten: Es geht um bestimmte Verhaltensmuster. Eine solche Themenstellung läßt eine Verwendung des Begriffs "Erbe" zu, die unabhängig davon ist, ob "bruLion" weiter erscheint oder nicht.
Alles wie gehabt Eine Skizze über die polnische Prosa der Gegenwart
Napisane przez Dariusz NowackiWir erinnern uns gut daran, daß 1990 (und auch noch im Jahr darauf) ziemlich viel über unsere literarische Gegenwart geschrieben wurde. Dabei hatten wir stets den frischen Leichnam Volkspolens vor Augen. Ja, es geht mir hier um jene literaturkritischen Äußerungen, die versuchten, eine Bilanz der Epoche zu ziehen, zugleich aber mehr oder weniger elegante Abrechnungen mit der Literatur aus der Zeit der Volksrepublik Polen waren.
Postmoderne ohne Postmodernismus?
Napisane przez Krzysztof UniłowskiDann könnte als postmoderne einfach alle Literatur durchgehen, die mit eben dieser Kultur ringt, indem sie sie auf kritischste Weise darstellt. Das Problem besteht darin, daß man dann Czaplińskis Liste sogar um den Helden aus dem Buch des Posener Kritikers (d.h. um Tadeusz Konwicki) erweitern müßte, wodurch der Begriff der Postmoderne jegliche operative Bedeutung verlöre und einfach zur Bezeichnung polnischer Literatur der letzten sieben Jahre verkäme - unter der höchst diskussionswürdigen (für mich unhaltbaren) Annahme, daß diese Literatur sich grundlegend von der Literatur von vor 1989 unterscheide.
Stimmen wir der Ansicht zu, daß eine wirtschaftliche Krise eine Krise der männlichen Identität1 hervorruft, so wird einiges klarer. Die Männer der ersten Hälfte der achtziger Jahre, Protagonisten einer Prosa, die vom Geldverdienen in Deutschland handelt, sind gequälte, von Angst getriebene Gestalten.
Ich will euch was erzählen, dazu leb ich, außerdem braucht die Feder Stoff, und ihr habt das Buch vielleicht auch deshalb gekauft – und zwar, um zu erfahren, was bei anderen so los ist –, und das ist wunderbar, bloß hab ich mir nichts Neues angeschafft und fahr nirgendwo hin. In meiner Geschichte geht es um Liebe, das sag ich gleich.
Als wir uns nach drei Monaten trennten, ohne größere Streitigkeiten übrigens, sagte sie mir, daß sie sich eigentlich für mich nur deshalb interessiert hatte, weil ich eine Felduniformjacke und Schaftstiefel getragen habe. Damals habe ich diesen Worten keine Beachtung geschenkt, denn ich war ja damit beschäftigt, ihren Weggang zu verarbeiten, und es mußten erst einige Tage vergehen, bevor in einem kurzen Geistesblitz zu mir durchdrang, daß ich während der Treffen mit ihr einen Fehler nach dem anderen begangen hatte.
Der letzte amerikanische Roman
Napisane przez Piotr Czakański-SporekMorgen ist schon Rosch Haschana1, der erste Tag im neuen Jahr 5703. Seit ein paar Tagen denke ich ständig an den von einer Mine zerfetzten Bauch des Pferdes. Ich frage mich, weshalb ich so angestrengt versuchte, so viele Einzelheiten auf dem Pressefoto auszumachen? Armes Tier. Bestimmt verwest es jetzt in einem Straßengraben. Ich wüßte gern, zog es einen Wagen mit Aussiedlern oder zerrte es ein Geschütz hinter sich her? In dem Artikel, der zu dem Bild gehörte, stand nichts darüber. Solche Zwischenfälle machen auf Kriegsberichterstatter offenbar keinen Eindruck. Vielleicht nur dieser ausgehungerte Hund, der darauf wartet, daß der Mann mit dem Apparat abzieht.
Meine Großmutter, mein Großvater, unsere Einsamkeit
Napisane przez Stefan SzymutkoDie Entstehungsgeschichte dieses Textes ist trotz seines wissenschaftlichen und poetischen Mottos nicht hochtrabend, sie liegt länger zurück (ich war damals noch Student) und im Alltäglichen verborgen. Alles begann mit der Frage, die während eines gewöhnlichen Mittagessens an die Mutter gestellt wurde: Warum werden in diesem Haus - und das schon seit vielen Jahren - keine Schnittklöße gemacht? Mutter erblaßte vor Erstaunen, weil (so stellte sich heraus) dies die Lieblingsklöße ihres vor langer Zeit verstorbenen Vaters waren.
Ich saß gerade auf dem Fußboden in der Küche, als das Radio die sensationelle Nachricht brachte. Der erste Mensch im All. Ich horchte auf. Die Nachricht schien mir wirklich interessant. Da war also dieser Gagarin in einem Raumschiff, wie ich hörte. Mutterseelenallein. Ich bin auch schon ein paarmal auf einem Schiff gewesen, mit den Eltern. Dort bei jemand. Hat mir gefallen. Ich stand an der Reling, es wurde rasch dunkel. Das Wasser war pechschwarz. Und schön beleuchtet das Deck auf dem es von den kuriosesten Gerätschaften nachgerade wimmelte. Dicke Ketten, Metalltreppchen, fast so steil wie eine Leiter.
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Das Buch der Zauberworte. Romanauszug
Napisane przez Andrzej TuziakHätte Professor Naj1 jemals erfahren, daß Epiphanius de Voto im Alter von einunddreißig Jahren zum ersten Mal den Müll hinaustrug, dann hätte er dazu gewiß ein feinsinniges Paradox konstatiert, denn zu dieser Zeit arbeitete er an seinem nächsten Buch, das diesmal just den Paradoxa galt. Sław Naj erachtete Paradoxa für moderne Formen der Zauberworte, und unter anderem deshalb stieß ihn das Schicksal auf Epiphanius De Voto.
De Voto sagte ihm nicht die Wahrheit darüber, wie das Typoskript DES BUCHS DER ZAUBERWORTE in seine Hände geraten war. Er behauptete, jemand habe es ihm in den Briefkasten geworfen.
Die Hand darf nicht zittern: Die Prosa von Zbigniew Kruszyński ist eine der interessantesten und wertvollsten Angebote seit mehr als einer Saison! Zuerst das kraft- und ausdrucksvolle Entrée (Schwedenkräuter, gegen Ende 1995), jetzt die zweite, nicht minder attraktive Enthüllung Szkice historyczne. Powieść (Historische Skizzen. Ein Roman), da ist kaum ein Irrtum möglich: Die Phänomenalität Kruszyńskis Erzählkunst sollte mit Glockenläuten begrüßt werden. Mehr noch, diesmal sorge ich mich nicht um Geraune und Atemlosigkeit in Kritikerkreisen; in gerade diesem Fall scheint mir freudige, von (kontrolliertem!) Enthusiasmus hervorgerufene Erregung schlichtweg angemessen.
Über die Ehre, die Leidenschaften und die Harten Menschen
Napisane przez Tomasz CichońStasiuk hält Distanz. Und er fährt gut damit. Er sieht und schildert ganz einfach. Na ja, vielleicht nicht ganz bis zu Ende - aber mehr oder weniger. In den Opowieści galicyjskie (Galiziengeschichten) ist etwas, das es im allgemeinen in der zeitgenössischen polnischen Prosa nicht gibt. In den Opowieści galicyjskie ist Stimmung. Ich habe den Eindruck, daß etliche Leser bei jenem Klima vielleicht an Marek Hłasko denken. Mir persönlich geht es so.
Wenn der Postmodernismus ein Geisteszustand ist und der Feminismus den Blickwinkel der Frau betont, dann ist Wiek 21 (21. Jahrhundert) der postmodernistische Roman einer Feministin. Lauschen wir dem Auftritt von Doktor Simone Weil zum Thema Frauenfrage: "Meiner Meinung nach zählt im Leben nicht, was wir sind, sondern das, was wir sein wollen. Ein Nachtfalter könnte das Leben eines Bibers führen, wenn er dies aus vollem Herzen begehrte. Ich, Weil, will weder Frau sein noch ein weiblicher Eunuch, der da irgendeinen Sartre anbetet.
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Antologia wierszy nieśmiałych
Marek Krystian Emanuel Baczewski: Antologia wierszy nieśmiałych
e-book: Wydawnictwo FA-art. Katowice 2015.